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Breaking New Ground: Forschung zur Alphabetisierung mit Migrant*innen. Martha Young-Scholten, Rubia Salgado, Lisa Oberbichler. Mi. 28.07.2021

Embracing challenges, (re-)searching paths: Sommerbildungswochen zu (Basis)Bildung und Gewalt: Mittwoch, 28.07.2021


Breaking New Ground: Forschung zur Alphabetisierung mit Migrant*innen
Breaking New Ground: Research on Literacy with Migrants Women

17-19 Uhr. Online. Deutsch

 

Martha Young-Scholten

Martha Young-Scholten, PhD University of Washington, Seattle, is professor of second language acquisition at Newcastle University, England. Since the 1980s, she has conducted research on the generative-linguistics-based L2 acquisition of morphosyntax and phonology, focusing on adults acquiring their L2 naturalistically. For the last 15 years she has been investigating the reading development and acquisition of morphosyntax by immigrant adults with limited formal schooling and home language literacy and was one of the founders in 2005 of the Literacy Education and Second Language Acquisition by Adults. She co-directs with a creative writing colleague the Simply Cracking Good Stories project on pleasure reading for adult beginners and since 2010 has led EU-Speak which, with Erasmus+ funding until 2018 designed on-line training and professional development modules for those who teach these learners and she now directs the board that continues to offer these modules.
 

  • Simple Fiction without Simple Ideas: Linguistically Accessible and Engaging Books about Difficult Topics.
    Einfache Fiktionen ohne einfache Ideen: sprachlich zugängliche und spannende Bücher zu schwierigen Themen


    Erwachsene, die in einem neuen Land ohne oder mit nur geringer Schulbildung oder Alphabetisierung in ihrer Erstsprache ankommen, haben Schwierigkeiten, grundlegende Lese- und oft auch mündliche Fähigkeiten zu entwickeln. Ein Grund kann der begrenzte Input sein, den sie im Vergleich zu denen, die formal gebildet sind, erhalten. Für gebildete Zweitsprach-Lernende umfasst der schriftliche Input eine breite Palette von Texten, darunter Belletristik, die entscheidend für die Freude am Lesen ist, die wiederum für die Entwicklung des Leseverständnisses von entscheidender Bedeutung ist. Leider gibt es für diese erwachsenen Migrant*innen und Geflüchtete eine klaffende Lücke in Bezug auf solche Bücher. Dies bedeutet, dass Lehrende, wenn sie über die funktionale Alphabetisierung hinausgehen, auf Kinderbücher oder vereinfachte Texte von Verlagen angewiesen sind, die sich an Jugendliche oder Fremdsprachenlernende auf Universitätsniveau richten. Nur sehr wenige Verlage richten sich an migrierte und geflüchtete Erwachsene, und dies mag zum Teil an der Annahme liegen, dass Erwachsene mit geringen Lese- und Schreibfähigkeiten nicht den Bedarf haben, wie wir anderen. Seit einem Jahrzehnt versucht ein kleines Team an der Newcastle University, diese Lücke durch die Zusammenarbeit von Linguist*innen und kreativen Autor*innen zu schließen, um die Idee voranzutreiben, dass ansprechende Bücher in weniger als 500 Wörtern erstellt werden können. Die Bücher, die wir in einem laufenden Projekt produziert haben, passen in Bezug auf die Themen und die Art und Weise, wie sie diese aufwerfen, in die Kategorie der Literatur.

 

Rubia Salgado

Rubia Salgado ist als Erwachsenenbildener_in und Autorin in selbstorganisierten Kontexten tätig. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen im Feld der kritischen Bildungs- und Kulturarbeit in der Migrationsgesellschaft. Sie ist Mitbegründer_in und langjährige Mitarbeiter_in der Selbstorganisation maiz in Linz, seit 2015 ist sie als Projektkoordinator_in und Unterrichtende (Schwerpunkt Basisbildung/Alphabetisierung mit Migrant_innen) im Verein das kollektiv tätig.
 

  • Ein Call! Forschung mit/zusammen/auseinander denken in der Basisbildung.
    A Call! Thinking together/along/desmonting research in basic education

    Als Professionelle in der Alphabetisierungsarbeit mit Migrant_innen und geflüchteten Personen sind wir mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Im Vergleich zu Lernenden, die bereits in einer anderen Sprache alphabetisiert wurden, nimmt der Prozess des Erlernens der neuen Sprache beim Lernenden, die verschränkt damit auch die Schriftsprache erwerben, deutlicher mehr Zeit in Anspruch; ebenso die mündliche Sprachentwicklung in der neu erlernten Sprache beansprucht in der Regel mehr Zeit als sonst; Viele haben Memorisierungsschwierigkeiten; Traumata, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, Armut, Gesundheitsprobleme, aufenthaltsrechtliche Unsicherheit begleiten und belasten den Lernprozess. Sanktionen, die aus der Verschränkung zwischen Sprach- und Migrations- bzw. Integrationspolitiken in Zeiten nationalistischer Rechtsregierungen erschweren zudem die Belastung. Lehrende können kaum auf Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Forschung rekurrieren, denn forschendes Arbeiten zu Zweitsprachaneignung dieser Gruppe von Lernenden wird – besonders im deutschsprachigen Kontext - selten betrieben. Sie werden stattdessen angehalten bzw. verpflichtet den Lernprozess entlang vordefinierter Deskriptoren aus kompetenzorientierten Curricula und Lehrwerken zu gestalten, individualisierte Formen der Selbstwirksamkeit zu fördern, Leistung anhand („naturalisierten“) Niveaubeschreibungen zu vermessen und zu beurteilen und Skills zu vermitteln, die zur Inklusion führen sollten - in prekäre, ausbeuterische Systeme. Lehrende und Organisationen, die sich für die Entwicklung, Gestaltung und Reflexion einer kritischen, antirassistischen, feministischen, dekolonialen Basisbildungsarbeit engagieren,  suchen vergeblich nach Dialogpartner_innen aus der Wissenschaft. Es ist an der Zeit, etwas zu verändern.

 

Lisa Oberbichler (Moderation)

Mag.a Lisa Oberbichler ist Absolventin der Studien Internationale Entwicklung und Bildungswissenschaft an der Universität Wien sowie des Lehrgangs Alphabetisierung und Basisbildung mit Erwachsenen am Bifeb. Sie arbeitet als Mitorganisatorin und Trainerin für Basisbildung und Deutsch als Zweitsprache mit Geflüchteten im rassismuskritischen Schulprojekt PROSA und als Referentin zu Basisbildung in diversen Kontexten.

 

Infos

Anmeldung: wir bitten um Anmeldung unter folgendem Link: https://forms.gle/y5HHB9pazR8ewKPs6

Format: alle Blöcke mit inhaltlichen Inputs werden online stattfinden, ein Link wird im Vorfeld jedes Blocks an alle Angemeldeten gesendet. Die Workshops und Lesekreise werden in Linz im Willy*Fred – Haus/das kollektiv stattfinden, bei Interesse können sie auch online besucht werden.

Sprache: Die Veranstaltungssprache wird Deutsch sein, bei den Blöcken, die auf Englisch stattfinden, wird eine Simultanübersetzung auf Deutsch und vice versa angeboten. Sollte jemand gern die Veranstaltung besuchen, jedoch Übersetzung in einer anderen Sprache benötigen, werden wir versuchen, diese vor Ort zu organisieren, wenn die Person im Willy*Fred Haus/das kollektiv an der Veranstaltung teilnimmt. Wir bitten um eine Angabe bei der Anmeldung.

Dokumentation
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Embracing challenges, (re-)searching paths: das Konzept der Sommerbildungswochen

- Programm und kurze Biografien der Vortragenden

Embracing challenges, (re-)searching paths: Sommerbildungswochen zu (Basis)Bildung und Gewalt ist ein Projekt von Verein das kollektiv, kritische bildungs-, beratungs- und kulturarbeit von und für migrant*innen im Kooperation mit Verein maiz und die Unterstützung von Österreichische Gesellschaft für politische Bildung, RD Foundation Vienna, Frauenreferat - Land OberösterreichIntegrationsstelle Oberösterreich und Frauenbüro der Stadt Linz.